Impuls zum 24. August 2025
Von Diakon Horst-Peter Rauguth, Mitglied im Geschäftsführenden Bundesvorstand
Einleitung
In unsere Kirchbauten gelangen wir oft durch ein großes Portal, eine große Tür. Oft nehmen wir das Eintreten hindurch gar nicht bewusst wahr und gehen unsere Wege routinemäßig. Jesus zeigt uns heute eine enge Tür und lässt uns hinter ihr einen großen Tisch sehen. Es ist gar die Rede davon, dass Nationen, dass Völker strömen, um Gottes Herrlichkeit zu sehen. Gott selbst kommt uns durch eine enge Tür entgegen und spricht uns an: Kommt!
Wenn er kommt, loben wir ihn.
Lied
Kommt herbei, singt dem Herrn GL 140
Kommt herbei, singt dem Herrn, ruft ihn zu, der uns befreit
Kommt herbei, singt dem Herrn, ruft ihm zu, der uns befreit
Singend lasst uns vor ihn treten, mehr als Worte sagt ein Lied
Singend lasst uns vor ihn treten, mehr als Worte sagt ein Lied
Er ist Gott, Gott für uns, wir, die Menschen, die er liebt
Er ist Gott, Gott für uns, wir, die Menschen, die er liebt
Überall ist er und nirgеnds, Höhen, Tiefen, siе sind sein
Überall ist er und nirgends, Höhen, Tiefen, sie sind sein
Ja er heißt: Gott für uns, wir, Menschen, die er liebt
Ja er heißt: Gott für uns, wir, Menschen, die er liebt
Darum können wir ihm folgen, können wir sein Wort verstehn
Darum können wir ihm folgen, können wir sein Wort verstehn
Wir sind taub, wir sind stumm, wollen eigene Wege gehen
Wir sind taub, wir sind stumm, wollen eigene Wege gehn
Wir erfinden neue Götter und vertrauen ihnen blind
Wir erfinden neue Götter und vertrauen ihnen blind
Dieser Weg führt ins Nichts, und wir finden nicht das Glück
Dieser Weg führt ins Nichts, und wir finden nicht das Glück
Graben unsere geeigneten Gräber, geben uns den Tod
Graben unsere eigenen Gräber, geben uns den Tod
Kommt herbei, singt dem Herrn ist ein im deutschsprachigen Raum weit verbreitetes Kirchenlied, das zu einer traditionellen israelischen Weise (Kol dodi) gesungen wird. Der deutsche Text ist von Diethard Zils aus dem Jahr 1972. Kommt herbei, singt dem Herrn kann als Beleg dafür gelten, dass die Christenheit eine weltweite Gemeinschaft ist, was auch an den Liedern deutlich wird, die sie über Länder- und Sprachgrenzen“, und wie in diesem Lied sogar religionsverbindend, miteinander teilt.
Kyrie
Herr, Jesus Christus,
du rufst uns zu dir aus allen Völkern und Sprachen.
Herr, erbarme dich.
In der Enge unseres Lebens willst du uns dem Blick öffnen für deine befreiende Botschaft.
Christus, erbarme dich.
In deiner Auferstehung hast du uns das Tor des Himmels geöffnet.
Herr, erbarme dich.
Gebet
Vater im Himmel,
am Beginn der Woche kommen wir zu dir.
Voll sind wir mit Schreckensnachrichten,
Verunsicherungen und Ängsten.
In der Welt, aber auch im Täglichen,
fällt ein friedliches Miteinander schwer.
Wir gehen oft Wege, die uns in die Enge führen
und uns von den Mitmenschen trennen.
Du hast uns in Jesus Christus ein Beispiel gegeben,
wie wir deinem Ruf folgen sollen
– ein Ruf, der uns zur Mitmenschlichkeit und zur Versöhnungsbereitschaft ruft.
Mache uns bereit, diesem Ruf immer wieder zu folgen
und schenke uns Worte und Taten des Friedens. – Amen.
Beatrix Senft (2022)
Evangelium - Lk 13,22-30
Das Thema „Zeit der Entscheidung“ geht vom vorigen Sonntag weiter! Ging es am letzten Sonntag um die Spaltung, die die Lehre Jesu hervorruft, steht heute der Aufruf im Mittelpunkt, durch die „enge Tür“ ins Reich Gottes zu gelangen.
© Katholische Bibelwerke Deutschland, Österreich, Schweiz.
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:
In jener Zeit
zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem
von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf
und lehrte.
Da fragte ihn einer:
Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?
Er sagte zu ihnen:
Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen;
denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen,
aber es wird ihnen nicht gelingen.
Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt
und ihr draußen steht,
an die Tür klopft
und ruft: Herr, mach uns auf!,
dann wird er euch antworten:
Ich weiß nicht, woher ihr seid.
Dann werdet ihr anfangen zu sagen:
Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken
und du hast auf unseren Straßen gelehrt.
Er aber wird euch erwidern:
Ich weiß nicht, woher ihr seid.
Weg von mir,
ihr habt alle Unrecht getan!
Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein,
wenn ihr seht, dass Abraham, Ísaak und Jakob
und alle Propheten im Reich Gottes sind,
ihr selbst aber ausgeschlossen seid.
Und sie werden von Osten und Westen
und von Norden und Süden kommen
und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.
Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein,
und da sind Erste, die werden Letzte sein.
Zum Nachdenken
Ich fühle mich durch das heutige Evangelium ein wenig an meine Kinderzeit erinnert, als mir mit rigiden Katechismus Sätzen der rechte Weg zum Glauben aufgezeigt werden sollte. Bei Abweichung und Zweifeln drohte Heulen und Zähneknirschen (die Hölle). Das II. Vatikanische Konzil befreite mich dann durch die Betonung der Glaubensfreiheit und der individuellen Gewissensentwicklung aus dieser Drohbotschaft. Heute nehme ich wahr, dass manche in Kirche und Gesellschaft zu einer rigiden Ordnung zurückkehren wollen und sich davon die Lösung unserer komplexen Krisen versprechen. Wo bleibt dabei die für mich existentielle geschenkte Freiheit als Kinder Gottes? Und was löst bei uns der Satz aus dem heutigen Evangelium aus, wenn es dort heißt: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen“? Versagensangst? Mutlosigkeit? Stimmt das Gottesbild vom barmherzigen Vater also doch nicht? War die Katechismus Weisheit also doch richtig, die ich ein für alle Mal als überwunden angesehen habe?
Was aber ist die Lösung die Probleme im Weltgeschehen, kriegerische Konflikte, atomare Wiederaufrüstung, Flüchtlingskrisen oder dem Klimawandel und in unserem persönlichen Leben? Dass Jesus die Frage nach der Zahl derer, die gerettet werden, nicht beantwortet, sondern er das Bild der engen Tür gebraucht, durch die hindurch das Heil erlangt wird, gibt zu denken. In den Stadtmauern Jerusalems gab es eine kleine, für Fremde unbekannte Pforte, durch die man in die Stadt gelangen konnte, wenn man sich verspätet hatte, und die offiziellen Tore bereits verschlossen waren. Eingelassen wurde, wer dem Türhüter bekannt war. Und Jesus hatte an anderer Stelle einmal gesagt: Ich bin die Tür zum ewigen Leben. Übertragen heißt das, Jesus bekannt sein, darauf kommt es an. Wie dies geschehen kann, darauf weist Jesus hin und sagt uns: Bekannt werden wir miteinander, wenn du in deinem Denken, Verhalten und Handeln entschieden in meine Fußstapfen trittst und mir mit den dir gegebenen Kräften und Talenten in der Liebe und Hingabe folgst. Die enge Pforte, die uns am Ende unseres Lebens erwartet, kann überall dort durchschritten werden, wo wir uns bei unserem Denken und Handeln fragen, bin und bleibe ich ein „Bekannter“ Jesu, ein Bekenner seiner frohen und befreienden Botschaft? Das ist eine ständige Herausforderung. Eine Herausforderung, die uns aber niemand anderer abnehmen kann: kein starker Mann an der Spitze des Staates und kein Regelwerk von Verboten und Geboten. Unsere Herausforderung besteht darin, uns unserer uns geschenkten Freiheit als Mensch zu besinnen. Wir sind als Ebenbild Gottes geschaffen und haben durch die Taufe die Würde der Kinder Gottes geschenkt bekommen. Versuchen wir immer wieder neu, uns dieser Herausforderung bewusst zu werden und sie anzunehmen. Dieser Weg dürfte der sein, der uns in Würde und Selbstachtung und ohne Angst durch die enge Tür führt.
Fürbitten
Fürbitte für Zufriedene
Joop Roeland
Für die, die alles schon haben,
die ohne Erwartung, ohne Wunsch,
ohne Zukunft sind:
Für die, die alle Antworten wissen,
aber nicht mehr die Fragen,
die dazugehören:
Für die, die alle Fahrpläne kennen,
aber nicht mehr das Verlangen
nach Aufbruch:
Für die, die sich nicht mehr erinnern können
an die Träume des Anfangs,
an die Neugierde des Aufwachens,
an den Ruf der Ferne:
Für die, die im Winterschlaf verharren
und frühlingsmüde vergessen haben
auf Hunger und Durst nach Gerechtigkeit:
Für die, die ihr Leben ausgerechnet
und keinen Platz mehr haben
für etwas, größer als das Herz:
Um Neugierde.
Um Unruhe.
Um Sehnsucht.
Um Ungeduld.
Um Zukunft.
Aus: Gioconda Belli, Wenn du mich lieben willst, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1993.
Gebet zum Abschluss
Manfred Wussow (2022)
Wir danken dir, Gott,
der du Türen öffnest:
Schenke uns den Mut,
durch die enge Tür zu gehen,
dahinter dein Reich zu entdecken
und allezeit an deinem Tisch einen Platz zu finden.
In den Tagen, die vor uns liegen,
werden wir vor vielen Türen stehen.
Türen, die verschlossen bleiben,
Türen, die uns Angst einjagen,
Türen, die uns einschüchtern.
Schenke uns mit einem Lächeln den Schlüssel,
sogar die Herzen der Menschen zu öffnen.
In deiner Liebe sind wir zu Hause.
In Jesus, der die Weite des Himmels mit denen teilte,
die in einer Enge gefangen waren.
Für die Ewigkeit. - Amen.
Lied: Sonne der Gerechtigkeit
Lied Gotteslob 481
1) Sonne der Gerechtigkeit,
gehe auf zu unsrer Zeit;
brich in Deiner Kirche an,
dass die Welt es sehen kann.
Erbarm Dich, Herr.
2) Weck die tote Christenheit
aus dem Schlaf der Sicherheit,
dass sie Deine Stimme hört,
sich zu Deinem Wort bekehrt.
Erbarm Dich, Herr.
3) Schaue die Zertrennung an,
der sonst niemand wehren kann;
sammle, großer Menschenhirt,
alles, was sich hat verirrt.
Erbarm Dich, Herr.
4) Tu der Völker Türen auf;
Deines Himmelreiches Lauf
hemme keine List noch Macht.
Schaffe Licht in dunkler Nacht.
Erbarm Dich, Herr.
5) Gib den Boten Kraft und Mut,
Glauben, Hoffnung, Liebesglut,
laß Du reiche Frucht aufgehn,
wo sie unter Tränen säen.
Erbarm Dich, Herr.
6) Laß uns Deine Herrlichkeit
sehen auch in dieser Zeit
und mit unsrer kleinen Kraft
suchen, was den Frieden schafft.
Erbarm Dich, Herr.